Charlotte

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Bild von Mag.a Bernadette Maria Kaufmann

Donnerstag, 24. April 2014

Victoria Baum und der freie Fall

Diese Kurzgeschichte von Maria Kiefer empfehle ich deshalb sehr gerne, weil die Autorin es in "Victoria Baum und der freie Fall" sehr gut schafft, dem ganz normalen Wahnsinn unserer heutigen Zeit, den viele junge Erwachsene (und auch schon Schüler! Auf dieses Beispiel komme ich gleich...) durchleben dürfen, einen erzählerisch überaus ansprechenden Raum zu geben.

DAS verstehe ICH unter echter Gegenwartsliteratur.
Ich finde es auch immer wieder spannend, wenn ich höre, dass eine siebzehnjährige Schülerin vier Wochen Praktikum machen muss (von der Schule aus vorgeschrieben - ein Gymnasium in Deutschland), zwei Wochen bei einem ersten Reisebüro, wo sie zumindest gut behandelt wird, interessante Sachen machen und etwas lernen kann. Und die anderen zwei Wochen bei einem anderen Reisebüro, in dem sie das Reinigungspersonal ersetzen darf... Vergütung? Keine.

Na dann.

Darf ich den Lerneffekt hier an Ort und Stelle gleich ergänzen, liebe Susanne? Ich persönlich würde sagen, der Lerneffekt ist meines Erachtens ganz einfach: Anstrengung wird niemals belohnt, eine Art minimale Aufwandsentschädigung ist offenbar aus der Mode, und das Ende vom Lied wird sein, dass mancher Jugendliche zum Schluss kommt, Anstrengung LOHNE NICHT.
Und zwar niemals.
Später dann auch nicht mehr bei einem "echten Job"...

Das Tragische daran ist, dass man diesen gedanklichen Schluss nicht übel nehmen kann. Und vor allem, dass eben genau dieser Lerneffekt zu vermeiden wäre, denn er stimmt nicht - ohne Fleiß kein Preis.
Aber wenn es nicht einmal ein Taschengeld gibt, und beim zweiten Unternehmen auf Kosten der Praktikanten Ausgaben eingespart werden...

Noch ein kurzer Auszug aus dem Text von Maria Kiefer:


Ja, jetzt lacht Victoria. Am Ende ist es doch wirklich so: Sie lebt in einer besseren Welt, weiß es aber vielleicht einfach nicht. Gut, bessere Welt hin oder her, ihr Bankkonto ist leider sehr unterdurchschnittlich. Weshalb es wohl Grund zu der Annahme geben darf, dass sie in ihrer Eigenschaft als Victoria Baum schlicht zum Prekariat zählt, zu jener Gruppe von Menschen, die unter prekären Bedingungen ihren Lebensunterhalt eher schlecht bis miserabel bestreiten.

Also Humor zum Lesen mitbringen. Am besten ganz viel schwarzen.
Den brauchen gar nicht wenige Menschen heute auch.

Die Kurzgeschichte gibt es für den Kindle: http://www.amazon.de/Victoria-Baum-freie-Fall-Kurzgeschichte-ebook/dp/B00JQI8VD0/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1398365210&sr=1-1&keywords=Maria+Kiefer%3A+Victoria+Baum+und+der+freie+Fall

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