Charlotte

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Bild von Mag.a Bernadette Maria Kaufmann

Sonntag, 5. Juni 2016

Roman Kedor im Interview

Ich freue mich sehr, dass ich euch heute meinen Autorenkollegen Roman Kedor, der auch in unserer Anthologie "Überall und nirgendwo", die demnächst erscheint, textlich in Erscheinung treten wird (worüber ich mich immer noch sehr freue! Dankeschön, lieber Roman!), vorstellen darf.

Folgende Fragen hat er uns gerne beantwortet:

Roman Kedor - Fragebogen -- Juni 2016


1.Was ist für dich der wichtigste Ansporn, eine Geschichte zu schreiben?


Eine Geschichte muss für mich einen wahren Kern beherbergen. Es muss mir ein Anliegen sein, diesen Kern zu transportieren. Ich habe zwei Ratgeber und drei Romane bisher veröffentlicht. Meine Leser sollen neben Unterhaltung auch etwas Wissen mitgeliefert bekommen. Wenn das Buch ausgelesen ist, und der/die Betreffende versucht weitere Informationen im Internet oder den Medien zu diesem Thema zu bekommen, habe ich mein selbst gestecktes Ziel erreicht.


     
2. Was beschreibst du an einem Buchcharakter zuerst: Sein Aussehen oder seine Eigenheiten?


Zuerst sein Aussehen. Es ist immer gut, wenn der Leser ein Bild im Kopf hat.
Wenn der Name fällt, darf nicht lange überlegt werden, wer das ist. Eigenheiten sollten dann aber auch zum Aussehen passen. Der Pirat mit der Fistelstimme wirkt eher unstimmig.
3. Brauchst du eine bestimmte Umgebung, um schreiben zu können?


Ich habe eine gemütliche Schreibecke, das finden natürlich auch meine Katzen!
Kaum sitze ich am PC, schon bin ich umlagert und kann mich kaum noch frei bewegen. Aber ohne ein behagliches Schnurren geht es auch nicht.


 4. Schreibst du eine Geschichte von vorne bis hinten durch, oder schreibst du zuerst einzelne Szenen, um die herum sich dann alles entwickelt?


Ich habe einen roten Faden im Kopf und mache mir natürlich Notizen und einen Plan. Aber wirklich entwickeln tut sich die Story nach und nach. Mir kommen die Ideen meist morgens beim Joggen. Dann überlege ich die Sinnhaftigkeit und wie realistisch das sein könnte. Eine Geschichte sollte schlüssig sein, sodass jeder sagen kann: "Genau so könnte es passiert sein!" Ich versuche, Realität einzuarbeiten. Das erfordert viel Recherche. Mitunter habe ich ganze Ordner voller Ausdrucke aus Wikipedia oder anderen Nachschlagewerken.


5. Haben deine Protagonisten ein Eigenleben?


Ich verwende gerne Figuren, die ich kenne. Denen gebe ich Eigenschaften, die mir gefallen. Ja, die ich selber gerne hätte. Nur sehr ungern gebe ich die Kontrolle ab. Insofern haben meine Protagonisten kein Eigenleben. In meinem eBook "Wer weint schon um Höllenhunde" habe ich aus mehreren mir bekannten Typen jeweils eine Figur geschnitzt. Somit kommen diese Handelnden lebenden Personen sehr nahe. Haben also irgendwann mal Ähnliches erlebt. Das bedarf vieler Gespräche, Notizen und Nachforschungen. Wirkt aber realer, finde ich jedenfalls. Habe aber auch schon den Vorwurf erhalten, dass ich zu wenig Fantasie habe. Mon fou! I did it my way!


6. Welche Stadt wäre für dich das perfekte Umfeld, in der du am liebsten einen Krimi verorten würdest?


Ich bin ein Landei und bleibe ein Landei. Mein Krimi "Erschossen in Bikers Rast" spielt denn auch teilweise in meiner Heimatgemeinde Windeck. Ich habe längere Zeit auch mal in Köln gewohnt, habe da auch etliche kriminelle Handlungen miterlebt. Als Verkäufer in der Gastronomie war ich selber Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls. Die Räuber hatten sich aber den falschen ausgesucht, bekamen einen Teller Spaghetti mit Tomatensoße ins Gesicht geschleudert und verschwanden sehr rasch und etwas irritiert. Mein Dienst ging bis ein Uhr morgens. Dadurch habe ich natürlich sehr viele unschöne Dinge mitbekommen. Zum Glück hatte ich auch etliche Kunden von der Polizeistation unseres Bezirkes. Die haben allein durch ihre Gegenwart einen gewissen Schutz dargestellt. Aber diese Erfahrungen haben bei mir eine Antipathie zu Städten und der real existierenden Kriminalität erzeugt. Da muss ich nicht auch noch drüber schreiben.


 7. Gibt es einen Autor, den du dein Vorbild nennen würdest?


Wenn ich jetzt sage, dass ich Ernest Miller Hemingway überhaupt nicht mag, werde ich vermutlich gelyncht. Ist aber so. Frederick Forsyth finde ich gut. "Die Hunde des Krieges" habe ich nicht gelesen, sondern verschlungen. Aber als wirkliches Vorbild stehen für mich zwei Frauen. Dr. Claudia Urbanovsky für ihre erstklassig recherchierten historischen Romane. Das ist Geschichtsunterricht in Unterhaltungsform. Da kann man tatsächlich etwas lernen. "Den Garten der Druiden" von ihr nehme ich als Anleitung für meinen eigenen Kräutergarten. Außerdem lebt sie in Frankreich auf einem Restbauernhof, hat Katzen und andere Tiere und mag Gärtnern. Kommt mir sehr ähnlich.  
Und die Nummer Zwei ist Michaela Küpper. Sie ist freie Autorin und Redakteurin. Wurde im niederrheinischen Alpen geboren und ist in Bonn aufgewachsen. In Marburg studierte sie Soziologie, Psychologie, Politik und Pädagogik. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. Begeistern tun mich ihre Regionalkrimis entlang der "Sieg". Ich habe zwei Rezensionen dazu verfasst. Äußerst präzise Ortskenntnissen und eine liebenswerte Chaotin als Hauptfigur "Detektivin Johanna Schiller" mit Blasenschwäche. Dazu kommt eine Menge schwarzer Humor. Viel mehr benötigt man nicht für gute Unterhaltung.


 8. Welchen Platz nimmt das Schreiben in deinem Leben ein?


Ich lebe nicht davon, konnte mir damit aber schon mal einen kleinen Urlaub finanzieren. Aber überwiegend schreibe ich zur Entspannung. Ein Gehirn ist wie ein Muskel, wird es nicht trainiert, verkümmert es. Aktive Gedanken zu sammeln und zu Papier (PC) zu bringen ist da eine erstklassige Methode. Schreiben ist mir persönlich also sehr wichtig. Da ich nicht berühmt bin und in Talkshows meinen Senf verteilen kann, versuche ich diverse Missstände halt über die Tastatur publik zu machen. Also ist immer der erhobene Zeigefinger im Hintergrund. Es gibt leider so viele Themen, wo man den Finger in die Wunde drücken muss. Damit bewege ich mich natürlich außerhalb des Mainstreams, der unsere "Spaßgesellschaft" bedient.


9.Könntest du dir vorstellen, eine Auftragsarbeit zu übernehmen – also, eine vorgegebene Handlung, die du mit Leben füllen sollst?


Nein! Ich will mein eigener Herr bleiben, mit allen Nachteilen, die sich daraus ergeben. Meine Freiheit ist mir sehr wichtig!


10. Wenn dir jemand sagen würde, dass du ab sofort ein Jahr lang nichts mehr schreiben dürftest, was würdest du antworten?


Kommt darauf an, ob der eine Waffe in der Hand hält. Und ob ich einen Teller mit Spaghetti samt Tomatensoße wurfbereit habe.
In diesem Punkt lasse ich mir keine Vorschriften machen. Wer sollte das auch sein?


11. Welchen Namen würdest du niemals einem Protagonisten geben und warum?


Adolf! Käme für mich nie infrage. Eine Bekannte hatte mal einen Kater mit diesem Namen, der war auch noch kastanienbraun. Das blöde Vieh hat überall sein Revier markiert und ist dann auch noch bei die Nachbarkatzen stänkern gegangen. Mit so einem Namen kann man nur Stress bekommen.


12. Wenn du ein berühmter Autor wärst (oder sein wirst), welchen Satz würdest du einem Schreibanfänger mitgeben?

Ich bezweifle, dass ich jemals berühmt werde. Mein Ratgeber zu den Gefahren des Ertrinkens z. B. erweist sich als Flopp. Die Zielgruppe ist einfach unbelehrbar. 70 % der Ertrunkenen sind Männer ab 50 Jahren. Männer ab 50 wissen alles, können alles und lassen sich grundsätzlich nichts sagen. Außerdem verdrängen sie, dass sie nicht mehr in Hochform sind. Sie wollen sich und anderen beweisen, was sie noch für tolle Hechte sind. Also werden die den Teufel tun, und mein Buch lesen. Und die, die ersoffen sind, können mein Buch auch nicht mehr lesen. Ich habe mir also eine beschissene Zielgruppe ausgesucht. Aber, aber! Wenn ich nur ein einziges Leben rette, habe ich mein Ziel mehr als erreicht. "Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt" - dieser Talmudspruch ist in den Ring eingraviert, den die Juden Oskar Schindler als Geschenk zum Abschied im Film "Schindlers Liste" überreichen. Und das ist ein guter Spruch.
Jeder Schreiber sollte versuchen etwas zu bewirken. Geld und Ruhm sind vergänglich. Natürlich ist Erfolg schön und auch notwendig. Doch wer da zu sehr hinterherjagt, verliert das Wichtigste aus den Augen. Lebenszeit! Ich hatte in meinem Leben mit wenig Geld schönere Erlebnissen als teilweise, wo ich gut verdient habe. "Lebe den Moment, denn der ist dein Leben!" Das wäre mein Spruch! Denn wer sein Leben aufrecht gelebt hat, der kann auch eine gute Story erzählen.  


13. Was würdest du zuerst tun, wenn man dir einen Literaturpreis verleihen würde?


Damit ist nicht zu rechnen, deshalb erübrigt sich die Frage. Ich lege auch keinen wirklichen Wert auf Preise! Also rein hypothetisch: Ich würde fragen, ob ich das auch in bar haben könnte!


14. Was ist das Lustigste, das dir jemals passiert ist?


Ich habe bei einem Kumpel gejobbt, der hatte einen Getränkeservice. Ich musste eine Kellerbar beliefern, in der der Comedian Markus Maria Profitlich, damals noch nicht so bekannt wie heute, ebenfalls jobbte. Der Dicke stand mir absolut im Weg in einem Durchgang und war am Telefonieren. Also versuchte ich, mich durchzuquetschen. Er sah mich an, sagte: "Kleinen Moment, das haben wir gleich!" Dann zog er sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche, sah mich an und meinte: "Jetzt müsstest Du durchpassen!" Es lag also seiner Meinung nach nicht an seiner Körperfülle, sondern an der dicken Brieftasche. Als der Groschen bei mir fiel, musste ich doch herzlich lachen.      


Lieber Roman, ich danke dir für deine Teilnahme an diesem Interview und wünsche dir noch viel Erfolg mit dem Schreiben sowie eine schöne Zeit, dies ganz allgemein! Und besonders mit deinen entzückenden Katzen...

Darf ich vorstellen? Roman Kedors kleiner Kater Joschi <3 Wie süß ist denn dieser kleine Schnurrer!
Viel Freude wünsche ich euch beiden!

Veröffentlichungen von Roman Kedor (Auswahl):

https://www.neobooks.com/ebooks/roman-kedor-erschossen-in-bikers-rast-ebook-neobooks-41819

https://www.neobooks.com/ebooks/roman-kedor-wer-weint-schon-um-hoellenhunde--ebook-neobooks-32396

https://www.neobooks.com/ebooks/roman-kedor-survival-tipps-und-ueberlebens-ratgeber-fuer-jedermann-ebook-neobooks-29968?toplistType=undefined

ICH WÜNSCHE EUCH VIEL FREUDE BEIM ENTDECKEN DER WERKE DIESES AUTORS!

Alles Liebe, Bernadette







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